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Das Harzer Klosterdorf Walkenried - Interview mit dem Bauamtsleiter und dem Stadtplaner

Aktualisiert: 5. März 2020


Wieda. Für die Konzeptionierung eines unbebauten Grundstücks in Wieda hat Property Value Partner ein Interview mit dem Bauamtsleiter und Vertreter des Bürgermeisters der Gemeinde Herrn Christopher Wagner und dem Stadtplaner Herrn Matthias Lange, der u. a. für die Dorfentwicklung der Harzer Klosterdörfer zuständig ist, geführt. Wieda ist ein Ortsteil von Walkenried, welches wiederum zum Landkreis Göttingen in Niedersachsen gehört. Die Dörfer im Harz haben, wie viele andere Dörfer auch, stark mit der Landflucht und der immer älter werdenden Bevölkerung zu kämpfen.



Die Dorfentwicklung soll örtliche Initiativen unterstützen, um die Lebensfähigkeit der Orte zu erhalten. Bezüglich des Grundstücks haben sich deshalb für uns einige Fragen ergeben:


PVP: Was fehlt in Wieda? Welche Art der Bebauung wäre sinnvoll?


C. W.: Alle Formen der Grundversorgung und jegliche Art von Läden fehlen. Momentan wird die Grundversorgung durch einen rollenden Supermarkt sichergestellt, mit dem die Anwohner bisher auch sehr zufrieden scheinen. Außerdem gibt es im Dorf noch einen Bäcker der gleichzeitig auch ein Café ist, eine kleine Obstabteilung hat und Kleinigkeiten wie Zeitschriften o. ä. anbietet. Da das Grundstück, durch den Berg, höher liegt, wäre hier eine Wohnbebauung sinnvoller. Ein Einzelhändler hätte es hier oben schwer und zu versuchen, hier Gewerbe oder Industrie anzusiedeln ist noch schwieriger, da die Infrastruktur fehlt. Wieda hat keinen Bahnhof und ist auch nicht direkt an eine Autobahn angebunden.


PVP: Wäre denn eine soziale Einrichtung oder auch eine touristische Immobilie, wie ein Hotel oder eine Ferienwohnung, denkbar?


C. W.: Beides ist durchaus vorstellbar. Da die Bewohner von Wieda immer älter werden, wären ein Seniorenheim oder ein Mehrgenerationenhaus für das Grundstück denkbar. Ein Gemeinderaum für Stadtteiltreffen kann für das Dorf ebenfalls von Vorteil sein. Auch eine Bebauung für den touristischen Bereich ist, vor allem auch durch die Nähe nach Braunlage, vorstellbar. Die Besucherzahlen im Ortskern Walkenried haben sich zudem leicht gebessert. Viele Touristen übernachten außerhalb von Walkenried und besuchen das dortige Kloster nur während eines Tagesausflugs. Für die Übernachtungen kann Wieda die attraktivere Alternative sein. Das Dorf hat viele Wanderwege, ist an das Loipennetz angebunden und besitzt ein Mountainbike-Netz. Außerdem soll Walkenried mit seinen Ortsteilen in das HATIX (Harzer Urlaubsticket) integriert werden. Die Busse sollen im Sommer bald wieder mit Fahrradanhängern fahren. Das kann weitere Touristen anlocken und die Besucherzahlen noch weiter steigern. Was in Wieda besonders fehlt ist ein modernes Haus. Auf jeden Fall bietet sich ein touristisches Angebot oder eine soziale Einrichtung für die Bebauung eher an als reiner Wohnraum, da es in Wieda schon viel Leerstand gibt.


PVP: Wo kommen Ihrer Meinung nach die meisten Touristen her?


C. W.: Große Anteile der Touristen stammen aus den Niederlanden und Belgien. Viele Touristen kommen aber auch aus dem Inland.


PVP: Uns interessiert auch die Förderfähigkeit von Gebäuden. Können Sie uns sagen in welchem Rahmen Förderungen gewährleistet werden?


M. L.: Reiner Wohnraum und auch der Neubau eines Hotels bzw. einer Tourismuseinrichtung sind leider nicht förderfähig. Soziale Einrichtungen hingegen, wie ein Seniorenheim, ein Mehrgenerationenhaus oder ein Gemeinderaum, sind in jedem Fall förderfähig.


PVP: Laut des Berichts „Dorfentwicklung Harzer Klosterdörfer“ soll das öffentliche W-LAN in Wieda 2019 umgesetzt werden. Kann dieser Plan eingehalten werden?


M. L.: Die Umsetzung in 2019 ist wahrscheinlich nicht möglich. Momentan versuchen wir noch die öffentlichen Einrichtungen mit freiem W-LAN zu versorgen, da diese dann als Hotspots dienen sollen. Da es auf dem Berg allerdings keine öffentlichen Einrichtungen gibt, muss erst noch eine andere Alternative gefunden werden. Die Umsetzung soll nach Möglichkeit im nächsten Jahr erfolgen. Allerdings ist Wieda auch an das Breitbandnetz angeschlossen und ein großer Teil wird bereits mit 250 Mbits versorgt. In ganz Wieda gibt es mindestens einen 100 Mbit Ausbau. Also ist der Zugang zum W-LAN in den Hauhalten in jedem Fall gesichert.


PVP: Was glauben Sie, wie sich die Gemeinde Walkenried entwickelt?


C. W.: In den kommenden 10 Jahren werden wir versuchen die Gemeinde auf dem jetzigen Niveau zu stabilisieren. Die Tourismuszahlen haben sich leicht, im zweistelligen Bereich, gebessert. Was noch fehlt wäre ein modernes Hotel oder eine moderne Ferienwohnung, um die Besucherzahlen noch weiter zu steigern. Sollte sich aber ein Impuls in der Gemeinde bilden, z. B. durch eine entdeckte Marktlücke, die an diesem Standort geschlossen wird, kann sich die Entwicklung auch schnell ändern und die Zahlen stark ansteigen lassen.


PVP: Was meinen Sie, wer hier in Zukunft wohnen wird?


C. W.: Unter den Bewohnern gibt es drei große Kategorien. Das sind einmal die Rentner, die aus den Städten herziehen, um hier ihre Rente zu genießen. Die zweite Gruppe sind Touristen, die hier ein Ferien- oder Wochenendhaus besitzen und die dritte Kategorie bilden Arbeitnehmer, die nach Göttingen ein- und auspendeln. Außerdem haben wir hier drei ausgebuchte Kindergärten, die eine Warteliste haben. Auch die Schulen sind voll. Diese drei Kategorien werden sich vermutlich auch in Zukunft hier ansiedeln.


PVP: Vielen Dank für das Gespräch.


Autor: Johanna Kirchmann, Mitarbeiterin Content Management


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