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Hamburg-Nord schließt den Neubau von Einfamilienhäusern aus

Der Wohnraummangel in deutschen Großstädten wächst. Mit einem Anteil von 13 % waren Städtebewohner/-innen im Jahr 2019 im Vergleich zu Bewohner/-innen ländlicher Gebiete dreimal so oft vom Wohnraummangel betroffen. Auch die Überbelegungsquote ist in den letzten Jahren angestiegen. Etwa 6,4 Millionen Menschen und damit 7,8 % der deutschen Bevölkerung lebten 2019 in einer überbelegten Wohnung.


Parteien wie die Grünen und die SPD forcieren in diesem Zusammenhang unter anderem baurechtliche Änderungen und begründen dies zusätzlich mit nachhaltigen Aspekten. Im Bezirk Hamburg-Nord werden bereits seit Februar 2020 keine Baugenehmigungen mehr für Einfamilienhäuser ausgestellt. Hamburg gilt damit bundesweit als eine der ersten Kommunen, die eine derartige Maßnahme ergreifen.

Um dem Wohnraummangel im Bezirk Hamburg-Nord entgegenzuwirken und den Boden als wertvolle Ressource effizient nutzen zu können hat der rot-grüne Senat beschlossen, dass Wohngebäude dort in Zukunft mit mehr Geschossen gebaut werden sollen. Zudem werden in neuen Bebauungsplänen keine Einfamilienfamilienhäuser mehr ausgewiesen. Darüber hinaus soll die Nachverdichtung in den nächsten Jahren weiteren neuen Wohnraum schaffen. Baulücken können auf diesem Weg geschlossen und Bestandsgebäude wiederum aufgestockt werden.

Grundlage für die neuen Regelungen bildet die Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2019 der Parteien Bündnis 90/ Die Grünen (Kreisverband Hamburg-Nord) und der SPD (Unterbezirk Hamburg-Nord). Diese regelt die Zusammenarbeit in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord 2019-2024.


Energiesparende Wohneinheiten

Die Grünen und die SPD gelten als Befürworter des Geschosswohnungsbaus. Mit der Umsetzung entsprechender Punkte der Koalitionsvereinbarung verhindern sie nun den Bau von neuen Einfamilienhäusern im Hamburger Norden. Im Vergleich zu Einfamilienhäusern sind Geschosswohnungen energie- und platzsparender. Für eine Wohneinheit wird beim Geschosswohnungsbau weniger Fläche und Baumaterial benötigt. Auch der Verbrauch von Heizenergien ist aufgrund der Bauweise geringer.


Einfamilienhäuser erhalten Lebensqualität

Der CDU-Wirtschaftsrat in Hamburg spricht sich gegen ein bundesweites Bauverbot von Einfamilienhäusern aus. Einfamilienhäuser bildeten die beliebteste Wohnform in Deutschland. Trotz der genannten Vorteile befürwortet die CDU die Entscheidungsfreiheit der deutschen Bevölkerung und ist gegen den ausschließlichen Bau von Geschosswohnungen. Damit ist die CDU gegen eine Bevormundung der Menschen mit Wunsch nach einem neuen Einfamilienhaus und mahnt zudem an, dass dessen Bau nicht teurer werden dürfe.


Im Laufe der aktuellen Corona-Pandemie haben sich auch die Wohnwünsche der Menschen in Deutschland verändert, was zu einer gewissen Verschiebung auf dem deutschen Immobilienmarkt geführt hat. Heute favorisieren immer mehr Menschen ein Leben im Umland der Großstädte mit einem eigenen Haus und Garten. Der Trend zur Suburbanisierung wächst.


Der CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß befürchtet zudem, dass verstärkter Geschosswohnungsbau zu mehr Miet- als Eigentumswohnungen führt und kritisiert, dass somit Privatpersonen die Möglichkeit nach Wohneigentum verwehrt wird und nimmt Bezug auf die Diskussionen zum Umwandlungsverbot.



Der Bezirk Hamburg-Nord hat nun einen polarisierenden Weg eingeschlagen, um dem Wohnraummangel und der Überbelegung in Ballungsgebieten entgegenzuwirken. Zwischen den Parteien hat sich damit der Diskurs darüber verschärft, welche Maßnahmen in Bezug auf Wohnraummangel und Ressourceneffizienz einerseits und der Lebensqualität der Menschen andererseits besonders sinnvoll sind.

Die Wirkung der Maßnahmen in Hamburg-Nord ist bisher nicht dokumentiert. In welchen Zusammenhängen diese Strategie geeignet wäre und zum Einsatz kommen könnte ist daher noch nicht absehbar. Ein Aspekt für kleinere Kommunen könnte dabei sein, dass Änderungen von Bebauungsplänen einen hohen Verwaltungsaufwand erfordern.


Autor: Jennifer Felk, Mitarbeiterin Content Management

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