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Nachhaltiges Verhalten von Investoren der Immobilienbranche

Aktualisiert: 9. Okt. 2020

Wodurch definiert sich ein nachhaltiges Gebäude? – Durch klare Maßstäbe bietet die EU-Kommission eine Definition. Mithilfe der neu eingeführten Taxonomie will die EU Regeln für nachhaltige Finanzanlagen festlegen und somit eine Lenkungswirkung bei Investoren erzielen.


Klimaneutralität durch Taxonomie

Die EU-Kommission setzt derzeit neue Maßstäbe und Richtlinien, die zur Definition der Nachhaltigkeit von Gebäuden dienen sollen. Diese sollen die Investoren der Immobilienbranche, hinsichtlich ihrer Handlungen, in eine klimafreundlichere Richtung lenken. Der erste Schritt zu einem nachhaltigen Verhalten stellt der sogenannter Green Deal dar. Dieser bestrebt das Ziel, die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu gestalten. Nun hat die EU beschlossen, dass sowohl in der Immobilienbranche als auch in anderen wirtschaftlichen Sektoren weiterer Druck auf die Investoren ausgeübt werden soll. Den Grundstein dafür soll die Taxonomie legen. Mithilfe der Taxonomie legt die EU Richtlinien für die Nachhaltigkeit von Finanzanlagen fest.

Doch welche Kriterien lassen eine Immobilie als nachhaltig gelten? Im Sinne der Taxonomie gelten jene Gebäude als nachhaltig, die zu den besten 15 Prozent mit Blick auf die Energieeffizienz und Treibhausgasemission zählen. Dabei werden die unterschiedlichen, derzeit noch nicht näher definierten, Gebäudeklassen voneinander abgegrenzt. Der Grenzwert soll weiterhin angehoben und angepasst werden. So soll in allen immobilienwirtschaftlichen Sektoren das Null-Emissionenziel bis zum Jahr 2050 verwirklicht werden. Im Neubaubereich soll zunächst eingeführt werden, dass Gebäude mit einem kleinen bzw. geringen Energiebedarf zum Standard zählen. Bei der Renovierung von bereits bestehenden Immobilien erfüllen diese den Taxonomie-Standard, wenn sie einem bestimmten Energieeffizienzstandard entsprechen. Des Weiteren sollen diese Gebäude nach der vorgenommenen Renovierung mindestens 30 Prozent weniger Energie verbrauchen.

Allerdings müssen zur Erreichung des Null-Emissionenziels die verwendeten Baustoffe ebenfalls in den Blick genommen werden. Bei Baustoffen gibt es derzeit nur wenige Vorgaben, die hinsichtlich der Nachhaltigkeit rechtlich vorgeschrieben sind. „Im Betrieb haben Gebäude oft keine Emissionen mehr, die Baustoffe allerdings sehr wohl.“, so Bernhard Herzog (IG Lebenszyklus Bau).


Aktuelle Entwicklung

Die Emission von Gebäuden in Deutschland betrug im Jahr 2018 ca. 120 Millionen Tonnen. Im Jahr 1990 hingegen waren es noch rund 210 Millionen Tonnen. Eine deutliche Senkung ist bereits erkennbar. Allerdings seien, laut Martina Hertwig (Partnerin und Wirtschaftsprüferin Baker Tilly), Immobilien in der EU für 36 Prozent der Kohlenstoffemission und ca. 40 Prozent des Energieverbrauchs der Europäischen Union verantwortlich.

Die sogenannten „Green Buildings“ werden dennoch immer beliebter. Grund dafür ist unter anderem die Politik, die den Bau umweltfreundlicher und nachhaltiger Gebäude gezielt fördert. Im August des Jahres 2018 haben weltweit 19 Metropolen festgelegt ab 2030 ausschließlich Genehmigungen für klimaneutrale Neubauprojekte in den Stadtgrenzen zu erteilen. Des Weiteren hat sich seit 2013 das Investitionsvolumen nachhaltiger Investments in Immobilien verdoppelt. Außerdem galten im Jahr 2013 lediglich 20 Prozent der Fonds als nachhaltig. Im Jahr 2019 besaßen schon 53 Prozent der offenen Immobilienfonds ein Nachhaltigkeitszertifikat.


Folgende Vorteile ergeben sich für Investoren

Laut Herzog gebe es bezüglich vieler Investoren ein wesentliches Problem: „Sie bauen Häuser, die sie so schnell wie möglich verkaufen wollen. Daher interessiert sie nicht, ob die Immobilie später wenig Energie verbraucht. Dann sind sie schon längst weg“. Allerdings ergeben sich für Investoren einige Vorteile bei einer Investition in nachhaltige Immobilien.

Nachhaltige Gebäude gelten als sehr zukunftssicher. Eine Studie des Immobiliendienstleisters Catella aus dem Jahr 2017 besagt, dass die Investoren durch eine Auswahl nachhaltiger Objekte ihre künftige Rendite des Portfolios steigern könnten. Grund dafür seien die besseren Chancen der Durchsetzung höherer Mieten, da sich vor allem Mieter mit einer guten Bonität angesprochen fühlen würden.

Ein weiterer positiver Aspekt sei, dass die Investoren nachhaltige Immobilien meist zu höher angesetzten Preisen verkaufen könnten. Die Käufer müssten damit rechnen, dass die energetischen Vorgaben für den Gebäudebestand in den nächsten Jahren in ganz Deutschland verschärft werden. Daraus resultiere, dass Immobilien mit einer hohen Nachhaltigkeit zukunftssicherer seien.

Dennoch besteht für Investoren nicht die Pflicht zur Anwendung der Taxonomie-Regelungen. Die neu erworbenen Objekte eines Fonds müssen nicht taxonomiekomform sein. Allerdings ergebe sich aus den Zielen der EU bezüglich des Klimaschutzes durchaus Druck, mehr auf nachhaltige Immobilien zu setzen.


„Die Einführung der Taxonomie wird verschiedene Auswirkungen auf den Immobiliensektor haben.“ - Martina Hertwig

Autor: Pauline Born, Mitarbeiterin Content Management




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