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Revitalisierung von Lost Places gegen Flächenknappheit

Aktualisiert: 7. Mai 2022

Gemäß dem Statistischen Bundesamt ist der Mangel an Wohnraum seit Jahren ein relevantes Thema in Deutschland. Auswertungen zufolge lebten im Jahr 2020 etwa 8,5 Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen. Bereits im aktuellen Koalitionsvertrag wurde festgehalten, dass jährlich 400.000 neue Wohnungen pro Jahr entstehen müssen, um den Mangel entgegenzuwirken. Die Bevölkerungszahl stieg zwischen 1991 und 2017 um 3,5 %, während im selben Zeitraum die Anzahl der Haushalte sich um 17 % erhöhte (Sachverständigenrat für Wirtschaft, 2018). In A-Standorten wie beispielsweise Berlin, Frankfurt oder Köln ist Bauland offenbar besonders knapp. Der Flächenmangel betrifft allerdings nicht nur den Wohnimmobilienmarkt, sondern auch die Assetklassen Logistik und Büro. Beispielsweise sorgte der Mangel an Flächen dafür, dass in Frankfurt im ersten Quartal 2022 der Flächenumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 58 % sank. „Fehlende Flächen haben zum umsatzschwächsten Auftaktquartal am Frankfurter Industrie- und Logistikimmobilienmarkt seit 2008 geführt. Die Nachfrage für einen deutlichen größeren Flächenumsatz ist eindeutig vorhanden, ohne freie Bestandsflächen oder für die Bebauung geeignete Grundstücke lässt sich diese Nachfrage aber nicht in Form von Flächenumsätzen realisieren.“, erklärt Marc Snehotta, Teamleader Industrial & Logistics Frankfurt, CBRE. Das Angebot an Flächen kann die Nachfrage nicht decken.


Des Weiteren steigen die Kosten für Baumaterialien. Das Statistische Bundesamt berichtet, dass seit Beginn des Datenerhebungszeitraums (1949) die Preise für Holz und Stahl noch nie so stark gestiegen sind wie im Jahr 2021. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Preis von Konstruktionsholz beispielsweise um 77,3 % und der für Bauholz um 65,1 %. Die aktuelle Situation erschwert den Bau von neuen Projekten, weswegen es nötig sein kann, auf Flächen und Bestandsgebäude zurückzugreifen, welche zuvor nicht in Betracht gezogen wurden.


Was sind und wie entstehen Lost Places?


Verlassene Orte und Gebäude jeglicher Art könnten revitalisiert werden, um dem Flächenmangel entgegenwirken. Seien es alte Wohnhäuser, Industriebrachen oder Ruinen jeglicher Art. Diese als „Lost Place“ bekannten Standorte könnten für Projekte diverser Assetklassen umgenutzt werden. Als Lost Places werden Orte oder Gebäude bezeichnet, die nicht mehr genutzt werden und schlichtweg in Vergessenheit geraten sind.


Gründe für die Entstehung kann zum einen die Stadtentwicklung sein, da der Entstehungsgrund des jeweiligen Gebäudes nicht mehr gegeben ist. Es könnte auch im Zuge einer Naturkatastrophe oder eines anderen Ereignisses beschädigt worden sein. Jedoch können diese Bestandsgebäude immer noch einem neuen Zweck dienen und neu saniert werden.


Die Revitalisierung von in Vergessenheit geratenen Bestandsgebäuden


Welches Potenzial sich eigentlich hinter diesen Orten verbirgt, zeigen Projektentwickler wie die Greyfield Group oder auch Meinhof-Felsmann, welche den besonderen Reiz in Gebäuden wie diesen sehen. In Duisburg-Hamborn revitalisierte die Greyfield Group ein ehemaliges Schwimmbad aus dem Jahr 1938, welches aufgrund von hohen Betriebskosten, Sanierungsstau und geringen Besucherzahlen schließen musste und heutzutage nur noch als Kulisse von Fotografen genutzt wurde. Das ehemalige Schwimmbad soll nun einen Nutzen erhalten. Auf den 7.500 Quadratmetern des Hallenbads sollen Büroräume entstehen.


Beim alljährlichen Hannover-Forum präsentierte die Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG, ihr Projekt auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Goslar. Dr. Meinhof und Felsmann interessieren sich hauptsächlich für den Erhalt von denkmalgeschützten/historischen Gebäuden und die Sanierung dieser.


Im Fliegerhorst möchten Sie ebenfalls rund 280 Wohneinheiten in dem zum Teil denkmalgeschützten Gebäudeteilen errichten. Das Projekt befindet sich bereits in der Bauphase und es soll ca. 1 Haus je Quartal fertiggestellt werden und in die Vermietung gehen. Das Fliegerhorst in Goslar bietet den Vorteil, dass es zu Teilen denkmalgeschützt ist, weswegen ca. 27,6 % des Projektes gefördert wird. Das Projekt soll im Jahr 2040 fertiggestellt werden.


„Lost Places“ als weitere Option beim Entgegenwirken des Flächenmangels


Bundesweit fehlt es an geeigneten Flächen, so dass ggf. vorhandene Flächen und bisher nicht berücksichtigte Gebäude genutzt werden müssen. Da der Flächenmangel nicht nur Wohnimmobilien, sondern offenbar auch die Assetklassen Logistik und Büro betrifft, nimmt die Bedeutung an der Revitalisierung verlassener Gebäude erheblich zu. Projekte wie das Fliegerhorst in Goslar oder das Schwimmbad in Duisburg-Hamborn zeigen allerdings, dass noch Flächen an geeigneten Standorten existieren, die jedoch bisher nicht in Betracht gezogen wurden. Diese vergessenen Orte, sei es ein Brownfield oder eine verlassene Villa, können immer noch das Potenzial haben, um einem neuen Nutzen zu dienen.

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