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40. Hannover-Forum 2022: BFW baut Zukunft

Am 29.03.2022 fand das 40. Hannover-Forum des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. statt und der Blick richtet sich auf Immobilienwirtschaftliche Entwicklungen der Gegenwart und der Zukunft. Das Ziel der Bundesregierung ist es den Bau von Wohnungen „bezahlbar, klimaneutral, nachhaltig, barrierearm, innovativ und mit lebendigen öffentlichen Räumen zu gestalten“. Um diesen Idealen gerecht zu werden, sollen pro Jahr 400.000 neue Wohnungen gebaut werden. Ob dieses Ziel vor dem Hintergrund ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte umsetzbar ist und was Niedersachsen und Bremen benötigen, um diese Ziele zu erreichen, stand im diesjährigen Forum im Fokus.



Wohnungsmarktbericht 2021/2022: Perspektiven für Niedersachsen bis 2040


Die Veranstaltung begann mit einer Begrüßung von David Jacob Huber, Geschäftsführer des BFW Niedersachsen/Bremen e.V. und im Anschluss folgten die Panels. Der Wohnungsmarktbericht 2021/2022 der NBank Hannover wurde mit dem Titel „Perspektiven für Niedersachsen bis 2040“ vom Wohnungsmarktanalyst Robert Koschitzki präsentiert. Mittels grafischer Darstellung prognostizierte Herr Koschitzki eine Abnahme der Einwohner in Niedersachsen bis 2040 von 4,3 % und eine Zunahme der Bevölkerungsgruppe von über 60 Jahren. Zudem soll die Anzahl an Einpersonenhaushalten steigen. Ebenfalls thematisiert wurden die steigenden Mieten, Wohnnebenkosten und Kaufpreise. Günstige Mietangebote haben sich von der Mehrheit zur Ausnahme entwickelt. Grund dafür sind auch die verlorenen Mietpreisbindungen.


Update zur Förderpolitik: Auswirkungen des KfW-Förderstopps


Der abrupte KfW-Förderstopp sorgte für Missmut in der Branche und Planungsunsicherheit hinsichtlich neuer Projekte. Eva Ibrügger, Geschäftsführerin von der Delta Energie GmbH, kritisiert in ihrem Vortrag, dass 24.000 Förderanträge offen geblieben und 600 Millionen Euro die in Planungsleistungen flossen, verloren gegangen sind. Zusätzlich mussten über 50 % der Bau- und Sanierungspläne verschoben und über 20 % der Neubaupläne gestrichen werden. Der Missmut über diese Situation und der Vertrauensverlust gegenüber der Bundesregierung wurde beim Vortrag von Eva Ibrügger deutlich. Zudem ergänzte sie, dass beim derzeitigen Tempo die Klimaziele nicht erreicht werden können und empfiehlt das Förderungen zum Innovationsmotor werden sollen und neue Standards definiert werden müssen.


Umnutzung Fliegerhorst Goslar


Die steigende Nachfrage nach Wohnraum gepaart mit gestiegenen Baukosten und Grundstücksmangel, hebt die Notwendigkeit von Umnutzungen an. Dirk Felsmann, Geschäftsführer der Dr. Meinhof und Felsmann GBS GmbH & Co. KG, berichtete von der Umnutzung des ehemaligen Bundeswehrstandorts in Goslar, bei dem 280 Wohneinheiten entstehen sollen. Ca. 27,6 % wird über das Denkmalschutzprogramm gefördert. Der ehemalige Fliegerflugplatz wurde im Jahr 2014 gekauft und soll voraussichtlich 2040 fertiggestellt werden.


Energiequartier Smart City: Modellprojekt in Harsefeld für klimafreundliche Baulandentwicklung


Eine klimafreundlichere Bauweise präsentierte Dr. Elena Paul, Projektleiterin der Smart City von der Viebrockhaus AG. Das Modellprojekt Smart City in Harsefeld besteht aus 19. Einfamilienhäusern und wurde bereits auf der 26. UN-Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Alle Häuser werden CO2-neutral als energiesparende Effizienzhäuser 40 Plus gebaut. Hierbei wurden Beispielsweise Klinker aus Kirschkernen und recycelte Klinker aus Altbauten verwendet. Für das Dach wurde Altholz wiederverwertet und für die Fenster recycelter Kunststoff. Dr. Elena Paul präsentierte mit dem Projekt eine klimafreundliche Art und Weise des Bauens, welche mit innovativen Ideen eine zukunftsorientierte Bauweise vorstellt.



Podiumsdiskussion: Wohnungsbau – ökonomisch, ökologisch und sozial


Für die Podiumsdiskussion angekündigt war Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, allerdings musste er aufgrund eines kurzfristigen Termins absagen. Vertreten wurde er durch Stefanie Nöthel, Leiterin der Abteilung für Städtebau und Wohnen im niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Zudem nahmen Prof. Dr. Iris Reuther, Senatsbaudirektorin der Freien Hansestadt Bremen, Dirk Salewski, Bundesschatzmeister des BFW und Bundesverbands und Olaf Wolff, Leiter Team Immobilienkunden der DKB Deutsche Kreditbank AG, an der Podiumsdiskussion teil. Während der Podiumsdiskussion ist der Vertrauensverlust gegenüber der Bundesregierung wieder deutlich geworden. Herr Salewski machte darauf aufmerksam, dass aufgrund der jüngsten Aktionen der Bundesregierung das Vertrauen gegenüber der Bundesregierung einen Tiefpunkt erreicht hat und aufgrund dessen nicht zukunftsorientiert gehandelt werden kann. Die Vertreter der Landespolitik konnten allerdings nur darauf hinweisen, dass diese Entscheidungen auf Bundesebene stattfanden und sie keinen direkten Einfluss darauf haben. Um die Ziele die im Koalitionsvertrag zu erreichen muss allerdings zukunftsorientiert gebaut werden und dafür muss das Vertrauen zur Regierung wiederhergestellt werden, um die derzeit herrschende Planungsunsicherheit wieder zu nehmen.


Klimaziele ohne Kooperation nicht erreichbar


Die vorgestellten Projekte zeigen, dass nachhaltiges und aber auch gleichzeitig bezahlbares Wohnen möglich ist - Allerdings nur, wenn die nötigen Fördermittel gestellt werden, denn die Zukunft des Bauens geht mit der Klimapolitik Hand in Hand. Vertrauen und Kommunikation zwischen den Marktakteuren und den zuständigen Regierungsämtern bilden hierbei eine essentielle Basis.


Die Veranstaltung hat verdeutlicht, dass die Branche gewillt ist die gesetzten Klimaziele zu erreichen - die derzeitigen Rahmenbedingungen derzeit dem oft entgegenstehen. Daher ist die Politik nun gefordert bestehende Regelungen auf Landes- sowie auf Bundesebene zu überdenken bzw. anzupassen.


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