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Wanderung ins Umland deutscher Großstädte im Trend

Mit der Corona-Pandemie haben sich auch die Wohnwünsche der Menschen in Deutschland verändert und diese haben zu einer Verschiebung auf dem deutschen Immobilienmarkt geführt. Heute favorisieren immer mehr Menschen ein Leben im Umland der Großstädte und der Trend zur Suburbanisierung wächst.



Die Corona-Pandemie und die mit ihr eingehenden Covid-19 Beschränkungen haben dazu beigetragen, dass besonders mehr Familien zunehmend ein Wohnhaus im Umland in Betracht ziehen. Im Vordergrund stehen dabei vor allem mehr Platz, ein Arbeitszimmer und ein Garten.

Eine Umfrage der Landesbausparkassen bestärkt die Veränderungen der Wohnwünsche. Befragt wurden Menschen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Die Auswertung berücksichtigt nur diejenigen, die nicht mehr bei ihren Eltern leben. 40 % der Befragten empfinden ihre Wohnsituation nach den pandemiebedingten Erfahrungen wie Ausgangsbeschränkungen etc. als suboptimal. Mehr als ein Drittel der Befragten gaben an, dass sie bei einem anstehenden Umzug mehr darauf achten würden, dass Wohnimmobilien einen Garten oder einen Balkon besitzen. Etwa 30 % der Befragten würden einen preisgünstigeren Wohnraum bevorzugen und etwa 23 % wünschen sich mehr Platz. Für etwa 15 % der Befragten wären eine Wohnung oder ein Haus weiter außerhalb der Ballungsräume wünschenswert.

Wohnräume mit einer Fläche von durchschnittlich 86 m² zählen in den Stadtzentren auf Grund der Flächenknappheit zu den größten Wohnräumen. Im Umland hingegen umfasst das Wohnungsangebot etwa 40 % an Wohnungen mit 120 m². Der Wunsch nach mehr Platz kann demnach am Stadtrand leichter erfüllt werden, als in den Städten selbst.


Nachfrageanstieg in ländlichen Gebieten

Auch Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) spricht von einem coronabedingten verstärktem Trend zur Wanderung ins Umland der deutschen Großstädte. Die verstärkte Nachfrage wird anhand des Preisanstiegs für Wohnimmobilien in ländlichen Gebieten verdeutlicht. Hier sind im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr die Preise für Häuser um 9,7 % und die Preise für Wohnungen um 7,1 % angestiegen. Immobilienportale weisen darüber hinaus einen Nachfragezuwachs nach ländlichen Wohnraum von 50 %, zum Teil auch 100 % und mehr auf.

Carolin Wandzik, Geschäftsführerin von GEWOS, einem Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung erwartet, dass 2021 die Mieten in Wohngebieten im Umland der Ballungsräume stärker ansteigen werden, als in den Großstädten selbst.


Familien bevorzugen Umland

Nach Voigtländer erfolgt die Nachfrage nach Wohnraum im Umland vermehrt über Familien, die Platz brauchen und die Städte werden von kleineren Haushalten, Singles und jungen Menschen dominiert. Seiner Meinung nach wird die Suburbanisierung zudem durch den Trend zum vermehrten Einsatz von Homeoffice verstärkt, da die Menschen längere Arbeitswege in Kauf nehmen könnten. Vermehrte Kosten, die im Homeoffice anfallen, können Arbeitnehmer dann teilweise mit der Steuererklärung absetzen.


Umland wird teurer

Die Studie Wohnen in Deutschland 2020 - Unterschiede zwischen Stadt und Land des Verbands der Sparda-Banken in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat ergeben, dass in den letzten Jahren die Preise für Wohnungen im Umland von Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart steiler angestiegen sind, als die Immobilienpreise in den Kernstädten. Infolge der Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung weiter angetrieben. Dennoch sind die Immobilienpreise im Umland im Vergleich zu den Städten im Durchschnitt fast 55 % günstiger.

Mit dem Trend zur Suburbanisierung wird deutlich, dass neue Umstände wie die Corona-Pandemie zu einer Veränderung des Wohnumfeldes, sowie der Wohnwünsche und Anforderungen an das neue Zuhause führen.

Das Umland profitiert von dem Wandel und der daraus steigenden Nachfrage und gewinnt offenbar deutlich an Attraktivität. Dennoch bleibt abzuwarten, ob der Trend zum Wohnen im Umland auch nach der Corona-Pandemie weiter anhalten wird. Neben den Bedürfnissen nach mehr Platz, einem Arbeitszimmer oder einem Garten gibt es auch weitere Kriterien die ein Zuhause wohnenswert machen können. Medizinische Versorgung, Bildung und Kultur, Vergnügungsstätten oder eine optimale Verkehrsinfrastruktur sind demnach unter anderem Vorzüge, die in den ländlichen Regionen womöglich fehlen oder nicht ausreichend vorhanden sind. Deutlich wird somit, dass das langfristig attraktive Umland auch einem umfassenden Regionalmanagement obliegt, um Defizite auszugleichen und um den Trend zum Wohnen im Umland nicht nur kurzfristig aufleben zu lassen.


Autor: Jennifer Felk, Mitarbeiterin Content Management

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